Heilung 2008-2012

Juli 2008
Erneute Prüfung durch die BfA
Im Juli kam ein Schreiben der BfA, das meine Erwerbsunfähigkeitrente bis zum 31.12.2008 befristet ist und danach wegfällt, wenn ich nicht einen Antrag auf Weiterzahlung stelle. Zwei Gutachter wurden beauftragt, über meinen Gesundheitszustand zu befinden.
Im Dezember teilte man mir dann schlußendllich mit, dass die BfA die Erwerbsunfähigkeitsrente bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze zahle. Endlich eine große Last weniger.


Juli 2009
Endlich einen Schritt weiter - die erste kosmetische Operation
In den letzten beiden Jahren ist nicht mehr soo viel passiert: meine kieferorthopädische Behandlung kommt nur ganz langsam weiter. Leider stagniert die Behandlung von Zeit zu Zeit, d.h. die nächste Schiene paßt gar nicht und es muß eine Art Update durchgeführt werden. Dann passen ca. 10 Schienen wieder und dann stockt es wieder. Aufgrund der ungünstigen Ausgangssituation (schwere Trümmerfraktur des Kiefers mit erheblichem Zahnverlust) muß ich da noch einige Zeit in Kauf nehmen.
Ursprünglich war mir ja immer von Seiten der Mund-Kiefer-Gesicht-Chirurgie gesagt worden, dass man die kosmetische Abschlußoperation erst machen will, wenn der Kiefer komplett gerichtet ist. Da ja allein durch das "Zurücksetzen" der Zähne eine gewisse Veränderung im Lippenbereich zu erwarten ist.Nachdem die Behandlungszeit jedoch nicht mehr wirklich einzuschätzen ist, wurde ich nun doch schon im Juli 2009 am Mundwinkel und Oberlippe operiert, um zumindest äußerlich schon eine optische Verbesserung zu erzielen. Zumal die Oberärztin, welche mich die ganze Zeit behandelnd bekleidet davon ausgeht, dass vermutlich eine Operation nicht ausreicht, in diesem Bereich einen "normalen" Mundwinkel wieder herzustellen.
Ich fühlte mich aufgrund des hängendem Mundwinkel, des fehlenden Stücks Oberlippe (besser gesagt, dem fehlenden Lippenrot)und der Vernarbungen in dem Bereich schon arg entstellt und tagtäglich den starrenden Blicken des Gegenübers ausgesetzt. Ich weiß ja, dass dort was nicht mehr so ist, wie es eigentlich sein sollte - aber wenn dich fast jeder diesbezüglich anstarrt, so ist das nicht gerade aufbauend.
Es ist leider wirklich so, das man im Gehirn genau abgespeichert hat, wie ein Gesicht auszusehen hat. Und hat dann ein Gesicht irgendeine Auffälligkeit - zu große oder schiefe Nase oder große Narbe oder ähnliches - so schauen wir Menschen eben nochmal genauer hin. Und denken in dem Moment gar nicht dran, das wir unser Gegenüber dann oftmals eben anstarren. Es wird sich garantiert jeder schon mal bei so einer Handlung erwischt haben, passiert nämlich häufiger wie man denkt. Beobachtet Euch diesbezüglich mal selbst.


März 2010
Die zweite kosmetische Operation
Vom 15.03.2010 bis zum 17.03.2010 war ich mal wieder "Gast" im Klinikum Chemnitz zu einer weiteren kosmetischen Verbesserung. Wie schon von der Oberärztin vor einiger Zeit vermutet, war die erste Korrektur von Lippe und Mundwinkel leider noch nicht ausreichend.
Ich geb ja ehrlich zu, dass ich mit meiner "OP-Routine" da ziemlich ruhig rangegangen bin. Ist doch jede OP ein Schritt in die "schönere" Richtung. Wer mal einen fetten Pickel mittem im Gesicht hatte und die blöden Blicke der anderen wahrgenommen hat, ja, der versteht mich.
Vor der OP an sich hatte ich keine Angst - wovor ich aber jedesmal Schiss habe, ist, dass aufgrund der Narkose vielleicht doch ein Erinnerungsfetzen aus der besch... Unfallnacht kommt. Passierte glücklicherweise nicht. Dieses Kapitel ist in einer Schublade meines Hirns zum Glück so verschlossen, dass da hoffentlich niemals der Schlüssel dazu auftaucht. Ich möchte mir`s gar nicht vorstellen, ob und wie ich damit fertig werden würde.
Es gab wieder Süppchen, Süppchen und nochmals Süppchen... Als Suppenkasper sollte es mich ja nicht stören; aber Krankenhausküche macht nun mal nur satt und über den Geschmack läßt sich trefflich streiten.
Speziellen Dank an Frau Dr. Dörre - Sie schafften mit Ihrem Team für mich ein kleines Wunder! - ich schau nicht mehr mit Grausen in den Spiegel. Im Gegenteil: mir gaukelt mein Gehirn beim Blick in den Spiegel ein Bild vor, das ich mittlerweile für "normal" halte. Sehe ich dagegen Fotografien von mir jetzt, dann bin ich jedesmal immer noch erschrocken, weil mein Gesicht eben doch etwas verschoben ist... Ich sollte mich trösten, dass ich noch lebe, aber manchmal hadere ich schon arg mit mir.


November 2010
Und wieder eine Prüfung durch die BfA
Die Erleichterung 2008 über die unbefristete Zahlung der Erwerbsunfähigkeitsrente ist veständlich, denn mit jedem Gutachten wurde trotz allem die ganze Geschichte erneut präsent. Grübeleien, gehäufte Albträume,... das volle Programm halt!
Umso erschrockener war ich, als im November ein Brief der BfA ins Haus flatterte, in dem man mir eine erneute Prüfung anzeigte. Allerdings im kleineren Rahmen. Ich sollte u.a. einen Fragebogen zu dem Hinzuverdienst der letzten Monate mit Arbeitgeber usw. ausfüllen. Glaubt die BfA wirklich, dass ich mit meinen gesundheitlichen Problemen in der Lage bin, einer geregelten Arbeit nach zu gehen? Nach spätestens 1,5 - 2 Stunden muß ich mich zum Eindämmen der Schmerzen hinlegen ... schaff ich dies mal nicht, kommt der folgende Schmerz-"Hammer" dafür um so gewaltiger...
Mein Fragebogen mußte dann noch mit einem Auskunftsbogen meiner behandelten Ärzte vervollständigt werden. Nach Auswertung dieser zog die BfA gott-sei-dank den Schluß, dass man mir weiterhin meine Erwerbsunfähigkeitsrente zahlt. Fragt sich, wann die nächste Prüfung kommt.
Und meine kieferorthopädische Behandlung stockt auch mehr, als dass dort große Fortschritte zu verzeichnen wären. Ach, wann komm ich da bloß endlich mal einen Schritt weiter .... es nervt und macht mich unglücklich. Hängt doch von dem Erfolg dann auch mal die prothetische Endversorgung ab.


Februar 2011
Ade, du Zahnspange!
Geschafft! Unvorstellbar - seit 2005 "bastelte" die Kieferorthopädin an meinem Gebiss, damit nach dem Unfalltrauma ein einigermaßen pasables Endergebnis mittels der prothetischen Versorgung erreicht wird. Leider ging der Wunsch-Plan nicht ganz so auf, weil die Verwachsungen im Kiefer durch die Unfalleinwirkung doch zu groß waren und somit ein "regelrechtes" Richten der Restzähne nicht möglich war. D.h. der Biss stimmt nicht lehrbuchmäßig. Ist mir mittlerweile aber wurscht, Hauptsache es sieht um Welten besser aus, als direkt nach dem Unfall.


Mai 2011
Das Ende naht
Und so gab es nun in diesem Jahr zu meinem Geburtstag die entgültige prothetische Versorgung. Das Gefühl beim ersten Zähnefletschen vorm Spiegel - wow! Meine Zahnärztin und deren Labor haben eine super Arbeit abgeliefert. Aufgrund des enormen Kieferverlustes durch den Unfall, den auch die nachfolgenden OP`s nicht ganz ausbügeln konnten, mußte ein Stückchen Kiefer ebenfalls prothetisch nachgebildet werden. Sonst wären an dieser Stelle die Zähne riesig geworden; oder hätten sozusagen im Freien gehangen. Das Ergebnis läßt sich sehen. Und so arg fletscht kein Mensch die Zähne, dass man es sehen würde. Das Ganze auf Implantaten gebaut - also, nix mit abends die Beisserchen ins Glas nebens Bett. Hi, hi. Es fühlt sich somit irgendwie echt an.
Jetzt trau ich mich wieder, auch mal in der Öffentlichkeit zu lachen; zuvor machte ich das nur hinter vorgehaltener Hand, so sehr schämte ich mich für den damaligen Anblick.
Wie vor längerer Zeit von meiner Krankenkasse zugesagt, wurde neben der behelfsweisen Versorgung während der kieferorthopädischen Behandlung auch die entgültige prothetische Versorgung bezahlt.
Ein dickes Danke an meine Krankenkasse!


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