Ich hatte mit dem Essen ziemliche Probleme, da ich aufgrund des fehlenden Stücks Lippe den Mund nicht richtig schließen konnte. Schon das Essen mit einem Eßlöffel war extrem kompliziert für mich, deshalb "bevorzugte" ich anfänglich einen Kaffeelöffel. Außerdem konnte ich meinen rechten Arm nicht richtig bewegen; ich konnte mir nur mit äußerster Mühe ans Kinn fassen. Also wurde ich gefüttert.
Im Liegen konnte ich am besten essen, da lief mir nämich der Brei nicht wieder aus dem Mund. Für mich unvorstellbar, mich von jemanden füttern zu lassen. Man ist so völlig hilflos. Die ersten Tage wurde ich noch von den Pflegern gefüttert. Abends hat es mein Freund gemacht. Aber nach ungefähr einer Woche meinte ein Pfleger, das müsse ich allein hinkriegen. Ein absoluter Tiefpunkt. Ich schaffte gerade mal 3 bis 4 Löffel, die im Mund landeten, da die Koordination von Mund und Arm/Hand nicht paßten. Die Verzweiflung meinerseits war perfekt. Abends sagte ich meinem Freund "dann eß ich eben nichts mehr". |
Nach drei Wochen war es endlich so weit: ich durfte für einen Tag auf "Heimaturlaub"!
Man hat plötzlich ein neues Ziel und übersteht die Wochen im Krankenhaus ein wenig besser. Allerdings war das Ganze für mich mega anstrengend - ich habe mich hinlegen müssen und dabei geschlafen, wie ein Murmeltier. Ein unbeschreibliches Gefühl, wieder im eigenen Bett zuliegen! Wenn auch nur für eine Stunde. Ab diesen Tag durfte ich jedes Wochenende für einen Tag "raus". Am 24.09.2003 gab es wieder einen großen Erfolg für mich: ich war zum ersten Mal allein im Krankenhausgelände mit dem Rolli unterwegs und bin sogar den "Berg" hochgekommen. |
Nach ungefähr 4 Wochen hatte ich mich konditionsmäßig so weit, dass ich den Rolli links stehen ließ und alles nun zu Fuß zurücklegte.
Treppensteigen war eine Herausforderung: raufzu ging es einigermaßen aber runter war es sehr problematisch, da ich ja den Kopf nicht bewegen konnte und somit nicht auf die nächste Stufe schauen konnte. Ich ging sozusagen fast blind. Es war auch eine Herausforderung an meine Beinkondition. Wochenlang sind die Beine zwangsläufig geschont worden. Das führte schon zu leichten Muskelkatererscheinungen beim Treppesteigen. Anfang Oktober 2003 wurde die Platte aus dem Oberkiefer entfernt. Das Ganze mit örtlicher Betäubung. Es war der reine Horror für mich. |