Uta Site Admin
Anmeldungsdatum: 04.04.2006 Beiträge: 153 Wohnort: Chemnitz
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Verfasst am: 03 März 2007 19:44 Titel: Kliniksterben oder Marktbereinigung? |
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Die Gesundheitsreform verschärft die Finanzlage der Krankenhäuser
Nachdem schon die DRG-Einführung, die Tariferhöhung für Krankenhausärzte und die Mehrwertsteuererhöhung 2007 zu erheblichen Liquiditätsproblemen führten, droht den Krankenhäusern durch die bevorstehende Gesundheitsreform ein neuer finanzieller Engpass. Rückwirkend zum 1.Januar wird von den Krankenhäusern ein „Sanierungsbeitrag“ erhoben, indem die Krankenhausrechnungen für stationäre Leistungen in Höhe von 0,5% gekürzt werden. Das Bundesgesundheitsministerium begründet diese Budgetkürzung damit, dass sich die Krankenhäuser als größter Ausgabenfaktor der Gesetzlichen Krankenversicherung in "angemessener Weise an der Stabilisierung der GKV zu beteiligen hätten".
Nach Einschätzung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) wird sich dadurch die Welle von Klinikschließungen oder -privatisierungen beschleunigen. In einer aktuellen Studie wurde ermittelt, dass der Anteil der Krankenhäuser, die von einer Insolvenz bedroht sind, bis 2020 auf 44% steigt. Ohne Mehrwertsteuer-Erhöhung und ohne den geplanten Budget-Abschlag würde dieser Anteil um 4% niedriger liegen.
Für dieses Kliniksterben werden vom RWI nicht nur krankenhausinterne, sondern auch externe Ursachen genannt. Der technische Fortschritt und die Zunahme von ambulanten OP´s führten demnach zu einer kürzeren Verweildauer von Patienten, und damit zu einer fehlenden Auslastung von Krankenhausbetten. Für 2020 prognostizieren die RWI-Autoren ein Anwachsen der Bettenüberkapazitäten von 30% bis 35%.
Ausschlaggebend seien jedoch ein ineffizientes Kosten-Management und unwirtschaftliche Betriebsabläufe. Im Nachteil sind vor allem kleine Krankenhäuser oder Einrichtungen in öffentlicher Hand. Wegen der niedrigeren Löhne seien ostdeutsche Kliniken wiederum im Vorteil gegenüber westdeutschen Einrichtungen. Ungünstig wirke sich auch ein hoher Landesbasisfallwert aus. Die kostenintensiven Krankenhäuser in Berlin, Hamburg und im Saarland müssten am Ende der Konvergenzphase 2009 mit weniger Geld auskommen.
Die Autoren der RWI- Studie gewinnen dieser "Marktbereinigung" allerdings auch eine positive Seite ab. Dadurch, dass ineffiziente Kliniken vom Markt verschwinden, entfielen auch deren Verluste und damit die finanziellen Belastungen für die Träger, meistens Kommunen. Und während auf diese Weise die zu erwartenden Betten-Überkapazitäten fast vollständig abgebaut werden könnten, profitierten die übriggebliebenen Krankenhäuser von der zusätzlichen Patientennachfrage. (Holger Schmidt, Redaktion medizin.de) _________________ Viele Grüße
Uta
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