Verletzungen

Der Ast, der durch die Frontscheibe ins Auto gepeitscht kam, hat mir den ersten Halswirbel (Atlas) und zweiten Halswirbel (Axis) gebrochen.
Der runde Punkt auf dem Röntgenbild im oberen Teil des Atlas ist der Dens des Axis - der Zahnfortsatz - der in den Atlas hineinragt und die Nein-Bewegung des Kopfes erlaubt.
Der 1. Halswirbel (Atlas)
Der Pfeil zeigt auf die Abruchstelle, die sich nach innen bewegt hat und 3 mm vor dem Rückenmark (dunkler Fleck) lag. Auf der rechten Seite sieht man die gesunden Seite. Es haben 3 mm an einer Quetschung des Rückenmark "gefehlt". Eine Quetschung hätte eine Querschnittlähmung zur Folge gehabt.
Der Atlas ist an 2 Stellen mit dem Hinterhauptknochen mittels sog. Eigelenk verbunden. Das ermöglicht das Ja-Sagen sowie das seitliche Abkippen des Kopfes. Auch dort befand sich an der rechtes Seite des Atlas eine Fraktur.
Der 2. Halswirbel (Axis)
Der Pfeil markiert die Bruchstelle am Axis.
Was man auf diesem Bild nicht sieht, ich hatte auch eine Densfraktur ( Dens-Zahnfortsatz des Axis ) nach Typ 3 n.d`Alonco.
Atlas

Im klassischen Sinn kann man von einem Genickbruch reden.
Ein Großteil der Patienten mit dieser Wirbelverletzung überleben nicht.

Ganz zu schweigen von den Verletzungen am rechten Ober- und Unterkiefer, die total zertrümmert wurden, und den Verletzungen der Wange, Lippe und Zunge. Mein Gesicht war aufgeplatzt, wie eine überreife Frucht, die man versehentlich fallen läßt.

Oberkiefer Unterkiefer Kinn


Mein Kiefer war "mein" Airbag. Nebenbei, der richtige Airbag ist nicht aufgegangen. Hätte der Ast mich ein paar Zentimeter weiter unten erwischt, hätte meine Halswirbelsäule die voll Wucht des Aufpralls getroffen und mit höchster Wahrscheinlichkeit meine Halsschlagader zerissen. Ich würde wahrscheinlich nicht mehr leben.
Ich habe verdammt viele Schutzengel dabei gehabt.



Im Oberkiefer fehlen mir 4 Zähne und Kiefermaterial. Im Unterkiefer sind es 3 Zähne und ein großes Stück Kiefer (ca. 2x2 cm.). Man sieht deutlich, wo die Zähne fehlen und die eingesetzten Metallplatten. Dieses Bild ist nach der Entfernung der Platten im Oberkiefer entstanden.
Die oberen Schneidezähne stehen jetzt nicht mehr in der Reihe.

         


Ich wurde in einer 9stündigen OP wieder "zusammengeflickt".

Allein sieben Stunden haben Dr. Döring und Dr. Burgmann mich am Kiefer und im Gesicht operiert. Sie haben aus den Kieferbruchstücken mit vielen Metallplatten meinen Kiefer wieder rekonstruiert. Dabei rekonstruierten die Ärzte meinen Unterkiefer extrakorporal, d.h. außerhalb des Mundes und reimplantierten diesen wieder.
Aufgrund der Trümmerfraktur des Unterkiefers wurden in diesem Bereich Nerven geschädigt.

Der Nerv im Unterkiefer (geht durch den Kiefer von hinten nach vorn) wurde verletzt. Die rechte Seite des Kinns ist seitdem taub. Die Unterlippe hat auf dieser Seite nur noch ca. 40% ihrer Empfindlichkeit, was einerseits auf die Nervverletzung und andererseits auf Risse in der Lippe zurückzuführen ist. Was das Trinken anfänglich schwierig darstellte. Mit der Zeit lernte ich es jedoch trotz dieser "Behinderung".
Das Kieferbruchstück mit den hinteren Backenzähnen steht jetzt ein wenig weiter vorn, so daß die in die Lücke "nur" noch 2 Zähne passen.
Durch den Aufprall des Astes im Wangen-Mund-Bereich wurde meine Lippe zerfetzt. Ein Stück der Oberlippe fehlt jetzt. Die Lippe ist dort vernarbt und somit hart.
Das Äußere meines Gesichtes haben die Ärzte ganz gut wieder hingekriegt! Ich weiß, dass ich nie wieder so aussehen werde wie früher. Aber es läßt sich da im kosmetisch-operativen Bereich noch einiges machen.

Weitere 2 Stunden richtete der Neurochirurg Dr. Stöckel meine Halswirbel und legte zur Stabilisierung der Halswirbelsäule einen Halofixateur an. Nähere Angaben, was ein Halofixateur ist, finden Sie hier.

Durch die extrem schweren Verletzungen verlor ich viel Blut. Ich erhielt u. a. 19 Blutkonserven.
Für ca. 3 Wochen versetzte man mich ins künstliches Koma.
Zur Beatmung wurde eine Tracheotomie vorgenommen. Ich wurde insgeamt 340 Stunden beatmet.
Ernährt wurde ich in der Zeit des Komas über eine Magensonde.
Sämtliche Medikamente, wie z. B. Morphium, bekam ich über einen Katheter in der Herzgegend. Diverse andere Körperfunktionen gingen ebenfalls über Katheter.
Nach der Operation wurde ich auf die Intensivstation verlegt.

Für alle mit medizinischen Wissen hier meine Verletzungen in der Fachsprache:

Was während der Zeit des Komas auf der Intensivstation passierte, finden Sie unter Koma.


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